Frau Grandl-Arnoldi wird im Literaturgespräch am 28.05. um 19 Uhr Hermann Hesses Roman „Der Steppenwolf“ vorstellen.
Hermann Hesse gilt als einer der bemerkenswertesten Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Leben und Schreiben ist gezeichnet von Brüchen –Abbrüchen und Umbrüchen, kennzeichnend für das Leben der Moderne. Er gilt in der Literatur als ein „Autor der Krise“, als ein Dichter, der sich schreibend der quälenden Selbstanalyse unterzog, immer auf der Suche nach der eigenen, der wirklichen Identität. Einer seiner eindrücklichsten Romane, zugleich sein bekanntester, ist der 1927 – weltpolitisch ein Krisenjahr – erschienener Roman „Der Steppenwolf“. In diesem, auch autobiografisch geprägten Werk setzt sich H. Hesse mit der noch jungen, von Sigmund Freud entwickelten und von C.G. Jung weitergeführten Psychoanalyse auseinander, die den Menschen letztlich als ein von Trieben und Instinkten geleitetes Wesen sieht, das in der Unberechenbarkeit seines Handelns gesellschaftliche Zeiterscheinungen widerspiegelt. Hesse als hochkarätiger Literat knüpft aber auch an kein geringeres Werk an als an Johann Wolfgang von Goethes Drama „Faust“. „Der Steppenwolf“ also als ein moderner „Faust“? Oder aber eine Widerlegung dieser literarischen Figur? Jedenfalls voller Widersprüche, an denen Hesses Hauptfigur letztlich scheitert.