Literaturtreff im Café Miteinander: Lew Tolstoi, ANNA KARENINA

Das Café Miteinander setzt seine Vortragsreihe mit Frau Grandl-Arnoldi am Mittwoch 17.05. fort.

Der Roman „Anna Karenina“, ist nach „Krieg und Frieden“ der zweite großen Roman des russischen Erzählers Lew Tolstoi aus dem 19. Jahrhundert, der Weltliteratur geworden ist.

Darin wird die tragische Geschichte einer jungen Frau aus reichem, gutbürgerlichem Elternhaus erzählt, die in eine standesgemäße Ehe mit einem wesentlich älteren Mann gegeben wird, in der nicht persönliche Gefühle wie Liebe und Verständnis herrschen, sondern Etikette und  Repräsentation nach außen. Anna aber zerbricht jedoch nicht an der Lieblosigkeit, die zwischen ihr und ihrem Mann herrschen, sondern tragischerweise gerade an der Liebe zu einem jungen Mann, der vom Alter her viel besser zu ihr passt und der zärtlich und leidenschaftlich zu ihr ist. Was wie die Handlung eines „Groschenromans“ klingt, ist aber weit mehr. Nicht nur die detailreiche Sprache, in der der Autor das Außen- wie das Innenleben seiner Protagonisten dem Leser so nahe bringt, als würden sie leibhaftig vor ihm stehen, sondern die Themen, die darunter hervorleuchten, machen diesen und andere Romane Tolstois zu großer Literatur. Die Kritik an einer großbürgerlichen Gesellschaft, deren Eitelkeit und Prunksucht in krassem Gegensatz zu ihren in Armut und Unfreiheit gehaltenen Leibeigenen steht, die Gefühllosigkeit und Schablonenhaftigkeit ihrer Reden, hinter denen die wahren Gefühle von Neid, Missgunst, Egoismus und Habgier zutage treten. Und doch war Tolstoi kein Neuerer in der Literatur. Sein Frauen- wie auch sein Gesellschaftsbild lassen ahnen, warum es in Russland bis heute so schwer ist, gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.