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Literaturtreff im Café Miteinander: Takis Würger, „Stella”
21. Juni 2023 19:00 - 21:00
Vortrag und Gespräch mit Lis Grandl-Arnoldi am Mittwoch, 21.6.2023, um 19 Uhr.
Der Roman des Journalisten und Autors Takis Würger löste nach seinem Erscheinen eine
Fülle von widersprüchlichen Reaktionen in der Presse aus. Einige Kommentatoren
bezeichneten das Werk gar als „Ärgernis“, als „Beleidigung“ gegenüber den Opfern des
nationalsozialistischen Terrors. Warum? – Takis Würger hat in seinem Roman die
Handlungsweise der jungen Stella Goldschlag, einer Berliner Jüdin, dargestellt, die sich zu
Beginn der Vierzigerjahre in den Dienst der Nationalsozialisten stellte und als sogenannte
„Greiferin“ jüdische Menschen in ihren Verstecken aufspürte und an die Nationalsozialist
en verriet, was zur Verhaftung und Deportation mehrerer hundert jüdischer Menschen in
die Konzentrationslager führte. Warum tat die junge Frau dies? Angeblich hat man sie
unter Druck gesetzt, gar gefoltert, ihr versprochen, dadurch könne sie sich und ihre im
Gefängnis einsitzenden Eltern vor dem Abtransport ins KZ bewahren. Das könnte man
noch verstehen. Doch auch nach dem Transport der Eltern nach Auschwitz bleibt Stella
Goldschlag weiterhin für die Nationalsozialisten tätig. Das wirft weitere Fragen auf. Auch
die Frage, was will der Autor an der Geschichte der jungen Frau zeigen? Anders als der
amerikanische Autor Peter Wyden, der Stella Goldschlag vor dem Krieg persönlich kannte,
mit ihr die jüdische Schule in Berlin besuchte (auch er war jüdischer Abkunft), und später
ihre Lebensgeschichte aufarbeitete und niederschrieb, begrenzt Takis Würger die
Handlung seines Romans auf ein einziges Jahr, mischt Wahrheit mit Imagination, bleibt
größtenteils mit dem, was und wie er erzählt, im Bereich der Fiktion. Darf man das bei
einem so heiklen und aufwühlenden Thema? Oder sollte man eher die Finger davon
lassen? Fragen über Fragen. Vielleicht kommen wir ihnen im Gespräch ein wenig näher.
Lis Grandl-Arnoldi